Ein Tag in Saas-Fee mit Snowboarder Kalle Koblet

KELLER und ich haben sehr viele Gemeinsamkeiten. Wir sind beide in Winterthur verankert, streben international nach Präzision und rufen unsere beste Leistung unter Druck ab. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und auf viele gemeinsame Erfolge.

Heute nehme ich euch mit und zeige euch wie ein typischer Trainingstag im Leben eines Snowboard-Profis aussieht.

0600 Weckruf
Der Wecker holt mich aus den Federn. Ich stehe auf und mache mein Lieblingsfrühstück: Protein-Porridge mit einer Banane und ein wenig Honig. Dazu gibt es Zitronen-Ingwer-Tee. Mit einer kurzen Mobilisationseinheit bereite ich die Gelenke und Muskulatur für den Tag vor.

Danach heisst es anziehen und bereitmachen. Der morgendliche Gänsemarsch zur Liftstation der Bergbahnen Saas-Fee geht los. Bei der Talstation ist trotz früher Morgenstunde bereits voller Betrieb. Meine Teamkolleg:innen und ich zwängen uns in die Kabinen mit anderen Athlet:innen und solchen, die es noch gerne werden wollen. Nach gut einer Dreiviertelstunde befinden wir uns 2’000 Meter über dem Dorf auf dem Gletscher (oder dem, was noch davon übrig ist).

0830 Trainingsstart
Nachdem wir uns bei der Bergstation die Ausrüstung angezogen haben, fahren wir zu unserer Trainingsstrecke. Hier wärme ich mich nochmals auf und mache mir ein Bild von den heutigen Bedingungen. Den heutigen Trainingstag bauen wir wie ein Wettkampf auf. Zuerst gibt es Trainingsläufe, gefolgt von Zeitläufen und danach Rennen. Dabei tauschen wir immer wieder die Startplätze und Gegner. Unsere Trainer geben uns ein individuelles Feedback und wir haben die Chance an unseren Schwächen zu feilen. Dies geschieht beispielsweise über Videoanalysen vom Start oder mit Funknachrichten von den Trainern weiter unten auf der Strecke.

1200 Trainingsende
Der Schnee wird immer sulziger und die Energie schwindet. Es ist Zeit für uns zurück ins Tal zu gondeln. Eine Metro und zwei Gondelfahrten später erwartet uns ein Mittagessen in einem Restaurant in Saas-Fee. Heute gibt es Gemüsesuppe und Risotto. Nach 20 Minuten Fussweg quer durchs Dorf sind wir zurück in unseren Unterkünften und trocknen unser Material. Die Snowboards stellen wir für unseren Servicemann bereit, der sie für den morgigen Tag präpariert. Endlich, Mittagsschlaf!

1600 It’s Gym Time
Der Mittagsschlaf war wichtig. Ausgeruht besuche ich mit einigen Teamkollegen das CrossFit Saas-Fee für eine weitere Trainingseinheit. Alle trainieren individuell nach den Plänen ihrer Konditionstrainern. Nach einer guten Stunde bin ich fertig mit meinem Fitnessprogramm.

Danach mache ich mich schnell auf den Weg zurück in die Ferienwohnungen. Ich habe gesehen, dass der Wind perfekt ist für einen kleinen Abendflug mit dem Gleitschirm. Dafür muss ich aber noch gut 500 Höhenmeter überwinden und zurück auf der Wiese neben unserem Haus landen, bevor es dunkel wird. Während ich meinen Gleitschirm richte, spreche ich mit meinem Servicemann Lorenzo über einige Materialänderungen, die wir noch vor dem ersten Rennen ausprobieren möchten.

Vor dem Gleitschirmflug schauen wir in der Trainerunterkunft die Videos des Tages zusammen an und ich hole mir mein Feedback ab. Ich schreibe mir jeweils immer alles in mein Trainingstagebuch: die Läufe des Tages, mein Training im Gym am Nachmittag, das Feedback der Trainer und Dinge, die ich am nächsten Tag umsetzen möchte. Damit beende ich meinen Arbeitstag und bin bereit für meinen Gleitschirmflug.

1900 Essen und Brettspiel
Heute muss ich nicht Kochen. Wir wechseln uns jeweils ab und immer zwei von einer Wohnung bekochen den Rest. Heute gibt es ein Curry mit Reis. Weil ich nicht gekocht habe, erledige ich den Abwasch. Bei einer 9er-Sportler-Wohngemeinschaft stapelt sich das Geschirr meterhoch in der Küche. Nach dem gemeinsamen Essen lassen wir den Abend in einer kompetitiven Brandidog-Runde ausklingen.

Am Ende des Tages bin ich froh im Bett zu sein, freue mich aber bereits wieder auf den nächsten Trainingstag. So verbringen wir meistens vier bis fünf Tage in Saas-Fee und fahren über das Wochenende wieder nach Hause.