Geteilter Druck ist halber Druck

Simone Fust
07. Mai 2024

Dieses Jahr finden die Schweizer Meisterschaften (SM) der Rhythmischen Gymnastik (RG) vom 1.-2. Juni in der AXA-Arena in Winterthur statt. Der Verein Rhythmische Gymnastik Winterthur-Weinland (RGWW) fördert seit über 40 Jahren Gymnastinnen und übernimmt die diesjährige Organisation dieses Grossanlasses. KELLER findet, dass Sport Freude bereitet und den Charakter formt. Deshalb freuen wir uns ausserordentlich, diese Nachwuchsförderung zu unterstützen.

Der Verein RGWW hofft auf die Teilnahme von drei Einzelgymnastinnen, die täglich im regionalen Leistungszentrum trainieren sowie einer Gruppe, die jeweils drei Trainings pro Woche absolviert. Zuerst müssen sie sich jedoch an zwei bevorstehenden Qualifikationswettkämpfen für die SM qualifizieren. Wir drücken die Daumen!

Die jungen Turnerinnen, aber auch das OK nehmen die Schweizer Meisterschaft nicht auf die leichte Schulter. Ein gewisser Druck ist nötig, um ein gutes Resultat zu erzielen. Die Vereinspräsidentin der RGWW und zugleich OK-Präsidentin der SM, zwei Gymnastinnen und deren Mütter, die Teil des Organisationskomitees sind, geben im Interview spannende Einblicke in die Vorbereitungen auf die Schweizer Meisterschaften preis:

Katarina Sola ist 11 Jahre alt und trainiert bereits seit ihrem 5. Lebensjahr bei der RGWW. Die 9-jährige Melina Frei trainiert seit 5 Jahren im Verein. Die beiden Mädchen trainieren in der Gruppe G1 (Gruppe von fünf Gymnastinnen, die grösstenteils synchron turnen).

Was fasziniert euch an der rhythmischen Gymnastik?
Katarina: Mir bereitet es grossen Spass mit Handgeräten im Takt der Musik zu Turnen und dabei die Elemente der Beweglichkeit zu üben.
Melina: Die Kombination aus Tanz und Musik im Zusammenhang mit Handgeräten gefällt mir sehr. Ich würde am liebsten den ganzen Tag trainieren.

Verspürt ihr im RG-Training manchmal Druck?
Melina: Ich fühle mich auf eine gute Art gefordert, jedoch nicht überfordert. Es fällt mir leicht, dranzubleiben und mein Bestes zu geben, weil ich diesen Sport einfach liebe.
Katarina: Wenn ein Element nicht sitzt, muss ich dies im Training so lange wiederholen, bis ich es kann. Das setzt mich manchmal unter Druck und dann funktioniert es leider erst recht nicht. Wenn ich es dann später nochmals für mich ausprobiere, dann gelingt es mir meist. Mit diesem Wissen kann ich etwas gelassener mit dem Druck umgehen.  

Wie macht sich der Druck vor oder während des Wettkampfes bemerkbar?
Melina: Ich bin nicht vor jedem Wettkampf gleich nervös. Die schwitzigen Hände vor dem Auftritt gehören dazu, machen mich aber meistens schon etwas «chribbelig».
Katarina: Den meisten Druck mache ich mir damit, die Handgeräte im Feld zu behalten. Denn falls ich dies nicht schaffe, muss ich auf Ersatzgeräte zurückgreifen, welche ich nicht so gut kenne. Da stehe ich unter Druck, aus Angst es so nicht zu schaffen.
Beide: Wir sind unserer Trainerin sehr dankbar, dass sie uns keinen Druck macht. Im Gegenteil versucht sie uns den Druck zu nehmen und motiviert uns, bevor wir den RG-Teppich betreten. Den Druck machen wir uns meistens ein wenig selbst, weil wir gut sein wollen. In der Gruppe zu starten, fällt uns leichter als im Einzelwettkampf. Da unterstützen und spornen wir uns gegenseitig an.

Was passiert nach dem Wettkampf, wenn der Druck abfällt?
Katarina: Ich bin sehr erleichtert, wenn ich die Kür geschafft habe. Der Applaus der Zuschauer motiviert mich. Der Druck fällt sofort nach dem Auftritt ab. Noch etwas Spannung ist vorhanden, wenn ich auf das Resultat warte, ich kann jedoch jeweils vorab schon einschätzen, wie es gelaufen ist.  
Melina: Bei mir fällt der Druck meist bereits während dem Turnen auf dem Teppich ab. Da bin ich einfach glücklich, meine Kür zu präsentieren.

Bei schlechter Leistung oder Handgerätverlusten kann es auch mal Tränen geben. Für Katarina und Melina ist es wichtig, ihre Mütter dabei zu haben. Sie finden immer die richtigen Worte für einen guten Abschluss des Resultats.

Verbessert Druck eure Leistung?
Melina: Druck motiviert mich, immer dranzubleiben. Zu Hause übe ich mit meinem Handgerät kleine Bewegungen, die mir noch nicht so gut liegen. Auch tägliches Dehnen ist nicht wegzudenken.
Katarina: Ich träume regelmässig von meinen Küren, was ich schön finde. Manchmal kommt es vor, dass ich bereits am Morgen im Spagat im Bett liege.

Was ist euer grösster RG-Traum?
Beide: Unser grösster Traum ist die Teilnahme an den Schweizer Meisterschaften.

Katarina und Melina haben Freundschaften in der RGWW, geniessen den grossartigen Zusammenhalt und halten fest: «Wir motivieren, loben und trösten uns gegenseitig. Wenn jemand einen Fehler turnt, dann wird diese Person nicht beschimpft. Wir sind uns bewusst, dass wir ein Team sind und wir nur gemeinsam stark sein können.»

Simone Fust ist bei der Gründung des Vereins 1984 als eine der jüngsten Gymnastinnen dem Verein beigetreten. Die Weiterbildung als RG-Trainerin sowie die Mitarbeit im Vorstand hat ihr 2013 die Ehre als Vereinspräsidentin eingebracht. Für die Schweizer Meisterschaften der Rhythmischen Gymnastik übernimmt Simone das OK-Präsidium. Josipa Sola und Corinne Frei sind die Mamis von Gymastinnen und helfen ebenfalls bei der Organisation der SM mit. Josipa übernimmt das Ressort Medien und Presse und Corinne das Personal und die Zeremonien.

Wie gross ist der Druck, einen Anlass dieser Grösse auf die Beine zu stellen?
Simone: Da wir jährlich einen RG-Wettkampf organisieren, kann ich auf einige Erfahrungen zurückblicken. Das hilft mir, die ganze Organisation gelassen und mit viel Freude anzugehen. Natürlich steht man unter Druck, die richtigen Personen für das Organisationskomitee zu finden und alle Vorschiften einzuhalten. Wir möchten den Gymnastinnen ein unvergessliches Erlebnis bereiten und fürs Publikum und die Helfenden ein spannendes Programm mit guten Abläufen bieten. Ich habe das grosse Glück, dass wir unter den Eltern im Verein einen sehr guten Zusammenhalt pflegen. Mein gewähltes OK hat bereits kleinere Anlässe gemeinsam durchgeführt. So weiss ich, dass es funktionieren wird. Dennoch stehen wir immer wieder vor neuen Herausforderungen, welche wir als Team zu bewältigen haben.

Eure Töchter bereiten sich für eine Teilnahme an den SM vor. Spürt ihr einen Druck bei euren Kindern? Könnt Ihr diesen Druck abnehmen?
Josipa: Den Druck nehme ich nicht als Belastung wahr, sondern als grosse Vorfreude auf den Wettkampf. In der Gruppe gibt es auch ein gewisses Verpflichtungsgefühl den anderen Mädchen gegenüber. Da möchte keine Gymnastin versagen.
Corinne: Es gibt den Druck, nicht zu genügen. Dank dem guten Zusammenhalt in der Gruppe, sind alle motiviert gute Leistungen zu erbringen und als Team erfolgreich zu sein. Das hilft, den Druck wieder etwas abzubauen. Bei meiner Tochter steht die Freude im Vordergrund. Der Druck vor dem Wettkampf gehört dazu. Sobald die Kür-Musik läuft, wandelt sich dieser jedoch ganz schnell ins Positive.

Was sind deiner Meinung nach die positiven Aspekte von Druck?
Josipa: Die Kinder müssen eine Leistung erbringen, um in der Gruppe dabei zu bleiben. Im Zuge dessen ist meine Tochter sehr pflichtbewusst, sei dies zum Beispiel mit Hausaufgaben. Diese müssen umgehend erledigt werden, damit sie alle Trainings absolvieren kann.  
Corinne: Der Druck motiviert und spornt zu einer guten Leistung an. Der grosse Druck vor dem Wettkampf verstärkt den Zusammenhalt unter den Gruppengymnastinnen. Es ist schön zu sehen, dass es bei Fehlern keine Schuldzuweisung der Trainerin gibt. Dafür bedanke ich mich auch bei der Trainerin, denn es gab noch nie eine Schuldzuweisung. Das Training ist aufwendig, zeitintensiv und streng, aber stets positiv.

Verspürt Ihr einen Druck bei der Organisation der SM? Was macht der Druck mit Euch?
Corinne: Meine grösste Angst ist es, dass ich die Helferstunden nicht abdecken kann. Wir sind ein kleiner Verein, der nicht genügend Personal stellen kann. Wir sind auf die Unterstützung anderer Vereine und das Umfeld aller Mitglieder angewiesen. Im Vorstand haben alle einen Vereinshintergrund. Wir haben aber viele Eltern, die das Vereinsleben nicht kennen, da sie selbst nie einem Verein angehört haben. Nun turnen ihre Kinder bei uns, die meist noch sehr jung sind und wir sind bei Helfereinsätzen enorm auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Wir merken immer wieder, dass das Vereinsleben, Helfen und Mitanpacken, welches den Gymnastinnen zugutekommt, nicht selbstverständlich ist und sich einige nicht damit auseinandersetzen wollen. Das fordert mich heraus, ist aber keine Belastung. Es ist spannend, ein Netzwerk aufzubauen und Teil einer Organisation zu sein. Da ich auch in einem Verein aufgewachsen bin, kenne ich den Groove bereits. Ein Grossanlass im Spitzensport organisiere ich allerdings zum ersten Mal mit.
Josipa: Meine Arbeit ist noch nicht zeitgebunden. Ich kann, wann immer ich Zeit dafür finde, an meinen Aufgaben arbeiten. Es gefällt mir, hier einen Ausgleich zum Berufs- und Familienleben zu finden. Die grösste Herausforderung wird die sehr kurzfristige Fertigstellung des Programmheftes, da wir viele Informationen über Gymnastinnen, Kampfrichterinnen und Startliste erst nach der letzten Qualifikation erstellen und in Druck geben können. Das Vereinsleben ist neu für mich. Umso mehr freue ich mich einen Teil dieser Organisation zu übernehmen.
Beide: Wir empfinden die Zusammenarbeit im OK sowie mit dem regionalen Leistungszentrum als sehr positiv und wertvoll und freuen uns, einen Teil dieses Anlasses sein zu dürfen.

Seid mit dabei an den Schweizer Meisterschaften der Rhythmischen Gymnastik am 1. und 2. Juni 2024 in der AXA-Arena in Winterthur. Informationen zur SM und dem Verein RG Winterthur-Weinland findet ihr unter www.rgww.ch.

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